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Versuch 4: Biochemie I
Versuch
IV, A: Qualitativer Nachweis verschiedener Kohlenhydrate
Kohlehydrate,
speziell Mono- und reduzierende Disaccharide, können auf Grund ihrer chemischen
Eigenschaften mittels der folgenden Versuchsreihen klassifiziert oder, bei
eindeutigen Ergebnissen, sogar identifiziert werden.
Folgende
Lösungen wurden mit der Fehling-, Barfoed-, Seliwanowreaktion sowie der Gärprobe
getestet:
Glucose,
Fructose, Lactose, Maltose, Saccharose, Apfelsaft und eine zu identifizierende Lösung
X.
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Fehling
|
Barfoed
|
Seliwanow
|
Glucose
|
-
|
+
(90 sec)
|
+
(420 sec)
|
Fructose
|
+
(15 sec)
|
+
(120 sec)
|
+
(240 sec)
|
Lactose
|
+
(20sec)
|
-
|
-
|
Maltose
|
+
(22 sec)
|
-
|
-
|
Saccharose
|
+
(15 sec)
|
-
|
+
(420 sec)
|
Apfelsaft
|
+
|
+
|
+
|
X
|
+
|
-
|
-
|
Bei
den positiv getesteten Reaktionen wurde die Zeit notiert, die vom Erhitzen bis
zum Farbumschlag gemessen wurde. Die jeweils längste Zeit pro Reaktionsart darf
beim Test des Apfelsafts und des unbekannten Zuckers nicht überschritten
werden. Dies ist wichtig, um falsch positive Ergebnisse auszuschliessen, die
eventuell bei Überschreiten der Zeit durch Hydrolyse zustande kämen.
1.
Fehling:
Ein
positives Ergebnis zeigt sich durch einen Niederschlag von rotem Cu2O.
Dieses wird durch Mono- und reduzierende Oligosaccaride ausgefällt. Es hätte
folglich die Glucose reagieren müssen und bei der Saccharose keine positive
Reaktion geben dürfen. Eventuell wurden die beiden Zucker vertauscht. Auch möglich
wäre es, dass die Saccharose vor dem Versuchsansatz bereits enzymatisch
gespalten wurde und die Glucose ins noch nicht genug heiße Wasserbad gestellt
wurde, was die Reaktionszeit verlängert hätte.
Die
längste Reaktionsdauer der bekannten Zucker besitzt hier die Maltose, nämlich
22 sec.
X
zeigte jedoch erst nach etwa doppelter Zeit eine Reaktion. Deshalb kann man
nicht mit Sicherheit davon ausgehen, dass es sich nicht um ein falsch positives
Ergebnis handelt.
Der
Apfelsaft zeigte nach 15 sec eindeutig eine Reaktion. Somit enthält er eine der
oben genannten Zuckerarten.
2.
Barfoed:
Nur
die Monosaccharide haben ein ausreichendes Reduktionspotential, um Cu2O
aus der Barfoed-Lösung auszufällen.
Wie
erwartet, zeigte sich nur bei Glucose und Fructose ein roter Farbumschlag. Die
daraus ermittelte maximale Reaktionszeit beträgt hier 120 sec. Innerhalb dieser
reagierte der Apfelsaft, weshalb davon auszugehen ist, dass sich darin einer der
beiden Zucker befindet.
X
zeigte keine Reaktion, so dass nur noch Lactose, Maltose oder Saccharose dafür
in Frage kommen.
3.
Seliwanow:
Durch
Kochen mit HCl entsteht aus Fructose über Zwischenstufen Hydroxymethylfurfural,
welches mit Resorcin einen roten Niederschlag bildet. Nach längerem Kochen
zeigen auch Saccharose und die Aldohexosen (Glucose) eine positive Reaktion.
Die
Testergebnisse entsprachen insofern ganz den Erwartungen. Da die Apfelsaftprobe
auch nach etwa 4 min ( wie die Fructose relativ schnell) einen roten
Niederschlag aufwies, wird die Vermutung bestätigt, dass Fructose in Apfelsaft
enthalten ist.
In
der Probe X hatte sich im Gegensatz zu Saccharose kein roter Komplex gebildet.
Ob
es sich bei X um Maltose oder Lactose handelt, kann durch die Gärprobe
ermittelt werden.
4. Gärprobe
Hierbei
werden Bäckerhefe-Suspensionen mit den verschiedenen Zuckerlösungen gemischt,
in Gärröhrchen abgefüllt und im Trockenschrank bei 35°C inkubiert.
Nach
15 min zeigten das Lactose- und Maltoseröhrchen und das Röhrchen mit der Testlösung
X noch keine Gasentwicklung an, während sich bei den anderen Zuckern durch die
Vergärung CO2 gebildet hatte.
Nach
30 min hatte auch die Vergärung der Maltose eingesetzt.
Lactose
und Testlösung zeigten jedoch weiterhin keine Gasentwicklung, wodurch X
eindeutig als Lactose identifiziert war.
Die
verwendete Hefe hat offenbar ein eingeschränktes Gärspektrum, da sie Lactose
nicht verwerten kann. Eventuell besitzt dieser Stamm keine b-Galactosidase um das Disaccarid zu
hydrolysieren.
Versuch
IV, B: Enzymatische Spaltung von Stärke durch Amylasen
Bei
diesem Versuch soll die pH-Abhängigkeit von enzymatischen Reaktionen untersucht
werden.
Es
wurden laut Skript Diastase-Stärke-Lösungen verschiedener pH-Werte
hergestellt.
Den
auf 30°C erwärmten Ansätzen wurden im 5 min-Abstand eine Probe entnommen und
zu dieser Kaliumiodid-Lösung gegeben.
Die
Abnahme der dunkelblauen Färbung des Iod-Stärke-Komplexes zeigt die
Enzym-Aktivität an.
|
0
min
|
5
min
|
10
min
|
15
min
|
20
min
|
30
min
|
40
min
|
pH
4,0
|
++++
|
+++
|
++
|
++
|
++
|
+
|
+
|
pH
5,0
|
++++
|
++
|
++
|
++
|
+
|
+
|
+
|
pH
7,0
|
++++
|
++
|
++
|
++
|
++
|
-
|
++
|
Farbton-Skala:
++++ (dunkelblau) -
+ (hell lila)
Die
an Hand der Beobachtungen erstellte Tabelle zeigt kein sehr plakatives Ergebnis,
doch lässt sich eine Tendenz ablesen: Die Lösung wird natürlich auf Grund der
andauernden Amylase-Aktivität mit der Zeit zunehmend entfärbt. Wahrscheinlich
liegt das pH-Optimum der Amylase eher im sauren Bereich um den pH-Wert 5, da ja
auch im Magen saure Bedingungen herrschen.
Ungenauigkeiten
bei der Erstellung der Tabelle resultieren sicherlich aus der subjektiven Abschätzung
der Farbintensivitäten. Des weiteren konnten Fehler durch ungenaues Pipettieren
entstehen oder da die Stärke nicht genügend gelöst wurde.
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Versuch 4: Biochemie I
Durchführung
Bis zum Zeitpunkt 15 wurde vergessen, die Proben umzurühren.
Dadurch hat sich offensichtlich Sediment gebildet, welches viel langsamer durch
Amylasen abgebaut wurde als der gelöste Rest. Als dann bei der nächsten
Messung umgerührt wurde, mischte sich das nicht abgebaute Sediment wieder in die
Testlösung, deshalb wurde die Probe plötzlich wieder schwarz, obwohl sie zuvor
schon heller war. Regelmäßiges Rühren führte zum erwarteten Ergebnis. Die Stärke wird bei pH 4 und 5 kontinuierlich abgebaut, bei
pH 5 noch etwas schneller als bei 4. Dort liegt also das Wirkungsoptimum der
Amylase. Bei pH 7 dagegen arbeitet sie so gut wie garnicht. Die Werte vor
Zeitpunkt 20 sind zu ignorieren.
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